Sonntag, 11. März 2012

Weihnachten auf Bali

Frueh am Morgen des 24.12.11 hat es schon schweisstreibende 30 Grad und bei uns will sich einfach kein Weihnachtsfeeling einstellen. Das kommt schon noch, reden wir uns ein, spaetestens wenn wir die extra eingekauften "Plaetzchen-Ersatz-Kekse" essen. Unsere Planung fuer den heutigen Tag steht schon seit vorgestern, denn wir hatten ein bisschen Bedenken an Weihnachten zum ersten Mal Heimweh zu bekommen. Mit einem gemieteten Roller wollen wir den Sueden der Insel erkunden und den Ulu Watu Tempel besichtigen. Danach wollen wir weihnachtstypisch gaaaaanz viel essen. Vlt. steigert ja wenigstens das unser Weihnachtsfeeling. Nach einem leckeren Mittagsessen in unserem Stammlokal, bei dem man sich fuer umgerechnet einen Dollar von einem leckeren balinesischen Buffet bedienen kann, soll es noch einen leckeren selbstgemachten Obstsalat und Kekse geben. Mit vollgeschlagenem Bauch wollen wir noch einen Strandspaziergang machen und uns am Abend unsere erste balinesische Massage fuer umgerechnet 4 Dollar goennen und uns noch in einer kleinen Strandbar einen Drink genehmigen.
So viel zur Planung. Die Realitaet sah leider anders aus!
Wir brechen um 7 Uhr morgens auf und entdecken auf dem Weg noch eine kleine trauhafte Bucht, in der wir schwimmen. Am Ulu Watu Tempel erwarten uns unzaehlige asiatische Reisebusse und lauter voellig uebergewichtige Affen, die apathisch am Rande des Weges sitzen. Affenfutter wird am Eingang verkauft, und es scheint als faenden besonders die japanischen Reisegruppen einen riesen Gefallen daran, die Affen weiter zu maesten und ihnen auch noch Suessigkeiten zu geben. Diese koennen sich schon kaum mehr bewegen, so ueberfressen sind sie. So eine Tierquaelerei!
Der Tempel selbst ist leider auch ziemlich unspektakulaer und da unsere Maegen schon langsam anfangen zu knurren, beschliessen wir die Heimreise anzutreten. Mittlerweile ist es 1 Uhr und die ca. 30 km sollten wir bei den Strassenverhaeltnissen eig. in ca. einer Stunde schaffen. Nachdem wir kurz an einem Supermarkt angehalten haben, um uns noch mit Wasservorrat fuer den Heimweg einzudecken, ist ploetzlich unser Hinterreifen platt. 20 anstrengende Minuten Roller schieben spaeter, sind wir Gott sei Dank an der naechsten Autowerkstatt angelangt und weitere 20 min. spaeter koennen wir unseren Roller inklusive neuem Hinterreifen wieder mitnehmen. Kostet zum Glueck nur umgerechnet ca. 4 Euro. Das ist ja nochmal gut gegangen! Mit Vorfreude aufs leckere Essen machen wir uns auf den Rueckweg. Nach 30 Minuten Fahrt befinden wir uns auf einer ziemlich grossen Schnellstrasse, auf der wir nicht hergekommen sind. Die Richtung muesste in etwa passen, ausserdem haben wir mehrmals Einheimische gefragt und noch dazu gibt es nicht allzu viele Schnellstrassen auf Bali. So weit so gut! Nach einigen weiteren Kilometern kommt uns die Sache langsam komisch vor. Wir fragen erneut, und jemand deutet in die entgegengesetze Richtung. Das kann aber auch nicht sein. An einer voellig ueberfuellten Kreuzung kommt dann unsere Rettung-so denken wir- Jaen auf seinem Motorroller. "Folgt mir einfach", ruft er uns zu, "ich bin auf dem Weg nach Sanur." Leichter gesagt als getan, denn Jean's Fahrstil ist mehr als rasant. Er ueberholt links und rechts, brettert teilweile ueber den Buergersteig und hat auch kein Problem damit, kurzzeitig auf der entgegenkommenden Spur zu fahren. Mittlerweile stecken wir mitten in der Rushhour fest, was wir eigentlich hatten vermeiden wollen. Jean wartet alle paar hundert Meter auf uns, denn bei seinen rasanten Fahrkuensten koennen und wollen wir nicht mithalten. Auf der anderen Seite wollen wir Jean auch nicht verlieren, denn wir haben ueberhaupt keine Ahnung wo wir sind. Nach einigen "beinahe-Herzinfarkten" aufgrund von Uberholmanoevern stehen wir ploetzlich mit schaetzungsweise 50 (das ist keineswegs uebertrieben!) anderen Rollern und 10 Autos in einer Kreuzung und ploetzlich geht gar nichts mehr. Die Roller und Autos stehen kreuz und quer, alles hupt, keiner kann mehr als 10 cm fahren, kurzum es herrscht das totale Chaos. Die anderen Rollerfahrer streifen uns sogar beim fahren. Wir schieben eine kleine Krise und halten panisch nach J. Ausschau... Ja, dann frohe Weihnachten allerseits! J. winkt uns ganz relaxed von der anderen Seite der Kreuzung zu und erklaert uns, dass heute ein hinduistisches Fest ist und dass deshalb einige Strassen gesperrt wurden. Wir muessten einen kleinen Umweg fahren, aber er kenne sich aus und es sei auch nicht mehr weit. Wir nicken nur noch muede und versuchen irgendwie mit J. mitzuhalten. Nach einer weiteren halben Stunde halten wir an einem kleinen Elektrogeschaeft and waehrend wir schon erleichert aufatmen weil wir denken endlich in Sanur angekommen zu sein, eroeffnet uns J., dass wir in Denpasar sind, er musste noch etwas erledigen. Wie bitte! In Denpasar, der Hauptstadt Balis zur Rushhour-das ist verkehrstechnisch schlimmer als jeder Albtraum! Um fuenf Uhr kommen wir endlich voellig entnervt und erschoepft in Sanur an. Frohe Weihnachten allerseits! Nachdem wir unseren Hunger gestillt haben, gehen wir gleich zu unserer Massage. Zu monotoner Kling-Klang Musik werden wir einmal komplett durchgeknetet und mit aethaerischem Oel eingerieben. Den Strandspaziergang lassen wir aus Zeitmangel aus und gehen in unser voruebergehendes "Zuhause", um Weihnachten bei Obstsalat und Plaetzchen zu feiern. Natuerlich nicht ohne vorher unser kleines Terassentischchen mit Teelichtern, Raeucherstaebchen und Muscheln zu dekorieren. Es schaut wunderschoen aus und schmeckt auch unglaublich lecker, aber trotzdem fuehlt es sich einfach nicht an wie Weihnachten. Ausserdem fuehlen wir uns nach diesem anstrengenden Rollerausflug und der Massage, wobei uns das Oel auch in die Kopfhaut einmassiert wurde und unsere Haare deshalb total verklebt sind, unfassbar muede und ausgelaugt. Mit vollem Bauch und total k.o. entschliessen wir uns, uns mal fuer 10 min aufs Bett zu legen.
Als wir wieder aufwachen, ist es frueher Morgen......
Wir haben TATSAECHLICH Weihnachten verschlafen!!!


Balinesische Kerwa

Am naechsten Tag wollen wir die Gegend mit einem Roller erkunden... nachdem uns jmd. jedoch den schrottigsten Roller ueberhaupt andrehen will (kein Licht, falsche Tachoanzeige, komplett leerer Tank, kaputte Batterie, Helme, die man nicht richtig zumachen kann etc.), und nach langem Hin- und Her, da dieser Mensch anscheinend alle Zeit der Welt zu haben scheint, und da wir die ganzen Maengel erst nach ewigem Verhandeln feststellen, vergeht uns bald die Lust, den halben Tag mit Rollerprobefahrten und Preisdiskussionen zu verbringen. Ausserdem lernen wir einen gebuertigen Medewier kennen (der in Australien wohnt und momentan seine Familie besucht), der uns anbietet, uns ein bisschen rumzufahren, da er sowieso in die naechstgroessere Stadt Negara fahren will und anscheinend genuegend Zeit hat, um uns rumzukutschieren.... und so werden wir die naechsten Stunden zu super schoenen Plaetzen gefahren, die wir alleine niemals entdeckt haetten, und am Ende sogar noch auf einen Drink in ein sehr edles Hotel am Strand eingeladen. Es gibt eben doch noch extrem nette Balinesen!
Abends gehen wir auf eine "Party", von der uns die halbe Dorfjugend schon Tage vorher berichtet hat. Es scheint, als wuerden alle Doerfer im Umkreis kommen, denn die grosse Wiese vor dem Festgelaende ist vollgepfropft mit hunderten von Motorraedern. Wir bahnen uns den Weg durch die Masse Richtung Buehne, auf der eine wohl bekannte balinesische Band spielt, die aber nicht so wirklich fuer Stimmung sorgt, denn alle stehen nur und gucken... abgesehen von der Band besteht die "Party" aus Essensstaenden und sowas wie kleinen Spielbuden. Im Allgemeinen faellt uns auf, dass die ganze Stimmung - vor allem weil ganze Grossfamilien mit Kindern kommen - schon sehr stark an dt. Kerwas erinnert. Sehr lustiger Abend!

Mittwoch, 7. März 2012

Naechster Halt: Medewi

Nachdem wir zwei der beeindruckendsten Tempel Suedostasiens bewundert, einen Vulkan von oben begutachtet und im Endeffekt viele neue Eindruecke von Java gewonnen und interessante Bekanntschaften gemacht haben, verlassen wir die bevoelkerungsreichste Insel Indonesiens und kehren (mal wieder) auf die kleine gruene Insel Bali zurueck. Eigentlich hatten wir geplant, mal ein bisschen experimentierfreudig zu sein und auf der Strecke von Gilimanuk nach Denpasar irgendwo auszusteigen, worueber nicht viel im Lonely steht. Nachdem der Bus aber (was wir uns eigentlich haetten denken koennen) mehrere Stunden Verspaetung hat und es immer dunkler wird, halten wir die Idee doch nicht mehr fuer ganz so gut. Und so steigen wir lieber frueher aus, um nicht mitten in der Nacht irgendwo im Nirgendwo anzukommen… die Planaenderung heisst: Medewi. Darueber steht wenigstens schon mal im Reisefuehrer, dass es ein Homestay gibt. :)
Als wir ankommen, wirkt das kleine Dorf wie ausgestorben. Wir finden ein kleines, sehr familiaeres, jedoch ziemlich runtergekommenes Homestay... Dank einer sehr hilfsbereiten Frau, die anscheinend die einzige Bewohnerin Medewis ist, die sich zu dieser Zeit noch auf der Strasse aufhaelt. Sie laeuft irgendwo hinter die Herberge und kommt einige Minuten spaeter mit der schlaefrigen Besitzerin im Schlepptau zurueck, die uns in Zeitlupe, aber mit einem sehr netten Laecheln auf den Lippen, zum Zimmer bringt.
Als wir am naechsten Tag aufstehen, entpuppt sich klein Medewi als idyllisches Doerfchen:
Die einheimische Jugend sitzt am Strand herum und knackt gerade frisch vom Baum geholte Kokosnuesse, einige surfen, ein paar Kuehe stehen auf der Wiese herum, Maenner und Frauen arbeiten am Strand, ziehen ihre Fischerboote an Land, begutachten ihren Fang, flicken Netze, winken uns freundlich zu, andere doesen in der Sonne... die volle Droehnung balinesisches Landleben.
Wir lassen uns von zwei Balinesen dazu ueberreden, einen kleinen 2stuendigen Surfkurs zu machen - aber natuerlich nicht, ohne vorher ordentlich zu verhandeln... unsere erste richtige Surfstunde!! Juhu! Da wir uns super mit den beiden verstehen, wird die Zeit am Ende nicht mehr ganz so genau genommen und wir bleiben den halben Nachmittag im Wasser. Was sich spaeter jedoch als Fehler entpuppen soll, zusammen mit der Tatsache, dass wir, da der Himmel bewoelkt ist und die Sonne den ganzen Tag ueber nicht rauskommt, uns nicht mit Sunscreen eincremen. Denn: wir holen uns beide einen fetten Sonnenbrand. Und so kommt es, dass wir einige Stunden spaeter, nachdem die Surfeuphorie verflogen ist, jammernd mit dem Ventilator auf hoechster Stufe in unserem kleinen muffigen Homestayzimmer herumliegen und uns nicht mehr bewegen koennen bzw. wollen.
Fazit: Der (Sonnen-)Schein truegt! (Aber: Fazit 2: Surfen ist geil!)