Donnerstag, 13. Oktober 2011

Sansibar


Auf Sansibar angekommen, begibt sich die Gruppe erstmal auf die sogenannte Spice-Tour. Wir sparen das Geld lieber und erkunden Stonetown, laufen durch die vielen kleinen verwinkelten Gaesschen und am Meer entlang. Stonetown ist ruhig und idyllisch, obwohl es doch schon sehr touristisch ist. Wir setzen uns in ein kleines Restaurant ein Stueck abseites der ganzen Mzungu-ueberfuellten Strassen und probieren ein fuer die Insel typisches Essen fuer umgerechnet 50cent. Es besteht aus undefinierbaren Reis-irgendwas Baellchen und sehr seltsam schmeckenden anderen gelben Baellchen, Gemuese und einer wahnsinnig scharfen Currysauce. Nachdem wir mit genuegend Wasser  nachgespuelt haben, machen wir uns auf den Weg zum Obst- und Gemuesemarkt. Erstaunlicherweise sind die Preise wesentlich hoeher als auf dem Festland. Da fuer uns eh noch der  “Mzungu-Zuschlag” dazukommt, beschraenkt sich unser Abendessen auf Tomaten und Brot. Zufaellig stossen wir spaeter am Abend auf einen sog. Nachtmarkt direkt an der Uferpromende. An den gut 20 Staenden wird hauptsachlich fuer das leibliche Wohl gesorgt, und wir goennen uns nach dem etwas mageren Abendessen einen Chocolate-Pancake und Zuckerrohr-Limetten-Saft (unglaublich lecker!).
 Am naechstem Morgen geht es schon relativ frueh weiter in den Norden Sansibars, nach Kendwa. Waehrend der Rest unserer Gruppe  im teuren Sunset Resort absteigt, finden wir ein Doppelzimmer fuer  15 Dollar inkl. Fruehstueck in einer nahegelegenen Anlage. Irgendwie haben wir langsam das Gefuehl, dass der Rest unserer Gruppe, nennen wir sie “die Touris”, keinerlei Interesse an Kultur, Land und Leuten haben und stattdessen lieber den ganzen Tag bei Massage, Manikuere und Pedikuere am Strand verbringen. Nicht so ganz unsere Interessen! Waehrend die Touris also im Restaurant speisen, finden wir eine kleine ulkige lokale Bar, in der wir fuer umgerechnet 50ct Reis mit Bohnen bekommen. Das Restaurant besteht nur aus einer kleinen Kueche, einer mit Bob Marley-Assesoires geschmueckten Bar und ein paar Tischen und Stuehlen im Freien. Aus den Lautsprechern droehnt Reggae, waehrend Einheimische an der Bar ihr Feierabendbier trinken. Wir sind die einzigen Mzungus weit und breit und werden vom “Manager” (dieses mal der Bruder des Besitzers) herzlich willkommen geheissen. Als wir unsere Entscheidung kundtun, am Abend noch einmal zu kommen, erklaert er uns, dass wir das Essen auch gerne vorbestellen koennen. Also bestellen wir bei der afrikanischen Mama in der “Kueche” (Zimmer mit Herd) Reis und Gemuese, am besten Tomaten. Als wir am Abend wiederkommen, wird uns etwas Gruenes mit Reis und Bohnen aufgetischt. Bei aller Fantasie- das ist noch nicht mal Spinat! Leider schmeckt das Gemuese wie gekochtes Gras. Da Strand und Meer aber hungrig machen, essen wirs trotzdem. Naechstes Mal werden wir allerdings nicht mehr so experimentierfreudig sein und lieber bei den bekannten Bohnen bleiben.

Die Touris und wir


Das erste Treffen mit unserer Acacia-Gruppe war fuer 8 Uhr morgens vorgesehen. Um ganz puenktlich zu sein, standen wir viel zu frueh auf, fruehstueckten in Rekord-Tempo, nahmen ein Taxi zur Faehre (Taxis nehmen wir meist nur in Notfaellen) und nahmen den ersten Tuk-Tuk-Fahrer, der uns ueber den Weg fuhr. Wir kamen ueberpuenktlich um 20 vor 8 am Treffpunkt an, wo einige vollbeladene Tuk-Tuks mit groelenden Menschen darauf an uns vorbeirollten. Erster Eindruck: Huch, was war das denn? 
Gleich darauf sollten wir feststellen, dass das unsere Acacia-Leute gewesen waren. Der Guide empfing uns mit einem “Hopp schmeisst die Rucksaecke in das Tuk-Tuk, die anderen sind schon weg!” Irgendwie hatte uns auch niemand ueber das Meeting am Abend vorher informiert. Also machten wir uns erstmal mit hundert Fragezeichen auf den Weg zur Faehre nach Sansibar, um die groelende Meute kennenzulernen, mit denen wir nun 3 Wochen verbringen sollten. Die Fragezeichen blieben. Und der erste Eindruck auch. 
Wir sollten feststellen, dass nicht nur afrikanische Busfahrten sehr lehrreich sein konnten. Auch eine Fahrt mich Acacia zeigte uns das Leben in Afrika. Oder besser gesagt: Das Leben der Touris in Afrika. Von Land und Leuten, Sprache und Kultur des Kontinents bekamen wir nicht viel mit. So ereignisreich, so voll von neuen Eindruecken und Erlebnissen, wie die ersten 2 Wochen in Afrika fuer uns gewesen waren, so ereignislos und voll von Tourieindruecken sollten die Tage mit Acacia nun werden.

Bilder Dar Es Salaam












DAR ES SALAAM


Die erste Nacht in Dar schlafen wir im sog. Mikadi Beach, das man am guenstigsten per Faehre und Tuk-Tuk erreicht. Wir kaufen uns das Faehrticket fuer gerade einmal 20cent und stehen ploetzlich in einer riesigen Wartehalle zusammen mit einer Masse von Menschen, weit und breit jedoch kein einziger Mzungu. Wir sind also schon mal nicht auf der Tourifaehre gelandet.
Die Tore schnappen auf und die Menschen stroemen zum Wasser. Wir halten uns am Rand, um unsere riesigen Rucksaecke irgendwie im Auge behalten zu koennen und stehen auf einmal vor einer Faehre, auf die immer mehr und mehr Menschen draengen. Ich habe automatisch das Faehrunglueck im Kopf, das sich erst vor ein paar Tagen ereignet hat. (Eine Faehre ist auf dem Weg von Pemba nach Sansibar gesunken, weil viel zu viele Menschen darauf waren. Einige konnten gerettet werden, viele ertranken.) Eine Frau spricht uns an (wahrscheinlich weil wir so skeptisch gucken) und weist uns auf eine andere Faehre hin, die zwar spaeter faehrt, dafuer aber weniger ueberfuellt ist. Wir steigen auf die andere Faehre und beobachten sprachlos die Menschen, die noch immer an Bord stroemen, obwohl die Faehre schon aus allen Naehten zu platzen droht. Auf der anderen Seite angekommen, kaufen wir Chapati und quetschen uns mit unseren fetten Rucksaecken in das naechste Dalla Dalla zu Mikadi. Dort ist es traumhaft schoen,  auch wenn wir uns das Banda etwas zuener vorgestellt haetten. Es ist zu den Seiten offen und das Moskitonetz hat Loecher, weswegen wir eine kreative Konstruktion mit unserem Moskitonetz basteln.
Wir chillen einen Tag lang am Strand, schwimmen im Pool und duschen ausgiebig. Den naechsten Tag verbringen wir mit einem Studentenpaerchen aus England, das wir dort kennengelernt haben. Was wir in Dar sonst noch so machen: die empfohlene Route aus dem Lonely Planet zu Fuss ausprobieren, mit Einheimischen auf Plastikstuehlen am Meer sitzen und Musik hoeren, eine Weltwaerts-Gruppe im Supermarkt treffen, auf einem grossen Obstmarkt wahrscheinlich das erste Mal zu Mzungu-Preisen einkaufen, uns verweifelt auf die Suche nach einem funktionierenden Internetcafe begeben, wegen Stromausfall nie ins Internet koennen, Chapati essen, usw.
Weil wir uns dadurch einiges an Geld sparen, verbringen wir die naechsten Naechte im YMCA, in dem wir auch immer relativ billig Gemuese und Reis zu Abend essen koennen. Das Gemuese stellt sich aber irgendwann als nicht ganz so vegetarisch als gedacht heraus, als wir darin riesige (ca. 3cm) lange spitze Knochen finden. Nachdem ich beinahe einen verschluckt haette, vergeht mir kurzzeitig die Lust auf Gemuese.
Im YMCA lernen wir zwei deutsche Maedels kennen, die einige Monate lang in einem Krankenhaus in Tansania gearbeitet haben und am naechsten Tag wieder nach Hause fliegen. Sie wollen den letzten Tag in Afrika am Strand chillen und fahren zu Mikadi. Wir fandens dort wunderschoen und koennen ihnen nur dazu raten. Als wir sie abends noch einmal treffen, sind beide total aufgeloest. Eine von beiden erzaehlt uns, dass sie mitten am Tag mit einem Einheimischen am Strand unterwegs gewesen war. Sie liefen nur ein Stueck weiter, ein bisschen entfernt von den Kindern, die dort spielten, als ploetzlich vier Maenner mit Messern auf sie zukamen und sie ausraubten. Die Beute: 2 Handys und 600000 tans. Schilling, ca. 400Euro. Zum Glueck ist ihnen aber nicht mehr passiert.

Eine afrikanische Busfahrt


Um 6 Uhr morgens starten wir mit dem Dar-Express von Arusha aus in Richtung Dar Es Salaam. Der Dar-Express ist ein grosser Reisebus, mit dem wir 9Std unterwegs sein werden. Unsere erste richtige afrikanische Busfahrt soll sehr lehrreich fuer uns werden:

1. Die Busfahrt dauert deshalb so lange, weil der Bus ca. jede halbe Stunde irgendwo anhaelt. Es steigen so viele Leute ein und aus, dass man irgendwann den Ueberblick verliert. Manchmal haelt der Bus auch aus unerfindlichen Gruenden an, der Kartenkontrolleur unterhaelt sich und es geht weiter. 

2.       Die versprochene Klimaanlage existiert in anderer Form als gedacht.
Stufe 1: Einige kleinere Fenster im Bus werden geoeffnet.
Stufe 2: Das grosse Schiebefenster ueber der Tuer wird geoeffnet (wir sitzen direkt dahinter).
Stufe 3: Die Tuere wird waehrend der Fahrt offen gelassen (mind. 20min).
Tipp: Alle Sachen gut festhalten.

3.       Wenn der Bus irgendwo im Nirgendwo anhaelt, alle Maenner aussteigen und sich gleichmaessig verteilt an den naechstgelegenen Bueschchen aufstellen, dann heisst das: Pinkelpause!
Auch die Frauen verlassen dann den Bus und versammeln sich ein Stueck von den Maenner entfernt zum froehlichen Gemeinschaftspinkeln.

4.       An den undefinierbaren Haltestellen kann es schon mal vorkommen, dass Leute vergessen werden. Meistens haelt der Bus nach ein paar Sekunden nochmal an und irgendjemand springt herein. Wie viele Leute wir tatsaechlich vergessen haben, wissen wir nicht.
Erfahrungsbericht einer Fast-Zurueckgebliebenen (Johanna Albers, 19):
“Ich versicherte mich extra beim Kartenkontrolleur, ob der Stop noch fuer einen Toilettengang ausreichen wuerde. Als ich kurze Zeit spaeter den Ruecklichtern hinterherhechtete, bemerkte ich, dass ich nicht alleine war, denn auch der Kartenkontrolleur wurde fast vergessen. Dank meiner Freundin Eva, die dem Fahrer den Verlust sofort mitteilte,  verlangsamte der Bus dann aber und wir beide konnten noch zusteigen.”
Ein anderer Fall: Einige Zeit spaeter, als wir mit einem anderen Bus unterwegs sind, treffen wir mitten in der Praerie auf eine 70-jaehrige Frau, die gerade nach der Pinkelpause von ihrem Bus vergessen wurde.

Bilder Arusha




Arusha


In Arusha angekommen, werden wir mit einem alten klapprigen Auto zum Arusha Backpackers transportiert.
Der Rezeptionist empfaengt uns mit einem mueden Laecheln. Irgendwie versucht er uns die Begebenheiten des Hostels zu vermitteln, blickt uns dabei aber ziemlich teilnahmslos an und schafft es nicht so richtig, ganze englische Saetze zu formulieren. Somit sind wir nach dieser “Einweisung” auch nicht viel schlauer als vorher und sollen wichtige Infos erst spaeter selbst herausfinden (kein Strom bis 11 und somit nur eiskaltes Wasser, Fruehstueck im Preis inbegriffen u.a.). Auf Fragen antwortet er entweder garnicht oder mit irgendwelchen wirren Behauptungen. Irgendwann schaffen wir es aber dann doch, wenigstens das Wichtigste zu klaeren und schleppen unsere Rucksaecke zwei  Treppen hinauf.. dann noch eine hinauf... einen Gang entlang.... wieder die Treppen nach unten... um die Ecke, einen Gang entlang und wieder zurueck... usw. Nach 20min Zimmersuche sind wir ueberzeugt davon, dass unser Zimmer garnicht existieren kann. 
Alle Zimmer sind beschildert, unsere Nummer ist aber nicht dabei. Wir gehen wieder zu Ben dem wohl bekifftesten Rezeptionisten Arushas. Er fuehrt uns  nach einem ausfuehrlichen breiten Grinsen seinerseits irgendwohin zum Gang der unbeschilderten Zimmer und verschwindet. Und tatsaechlich, wir stehen vor unserem Zimmer, endlich! Nur kommen wir nicht rein, da er uns leider den falschen Schluessel gegeben hat. Also wieder zur Rezeption. Ben wirkt ploetzlich genervt. Er nimmt die Schluessel fuer ein anderes Zimmer an sich, um uns persoenlich hinzufuehren. Als der Schluessel dann tatsaechlich passt und wir in der Tuer stehen, behauptet er felsenfest, wir stuenden in einem Zweibettzimmer. Es stehen aber 4 Betten im Zimmer. 
Wir sind verwirrt. Langsam fragen wir uns, was genau man konsumieren muss, um so zu werden wie Ben.
Einige Zeit spaeter widmen wir uns der Erkundung Arushas.  Kaum einen Fuss auf die Strasse gesetzt, muessen wir feststellen, dass der Verkehr hier anscheinend noch um einiges chaotischer ist als in Nairobi. Wie so oft werden wir mal wieder von irgendjemandem belabert, der sich anscheinend vorgenommen hat, uns ueberallhin zu folgen. Wir ignorieren ihn entschlossen und konzentrieren uns auf die Autos, da wir alle paar Minuten fast in einen Verkehrsunfall verwickelt werden.
Anscheinend gibt es hier keine Verkehrsordnung. Dafuer aber ungeschriebene Gesetze. Wir vermuten: Vorfahrt hat derjenige, der als erstes hupt. Etwas nervenberaubend sind vor allem die vollbesetzten Motorraeder, die sich immer noch irgendwo vorbeischlaengeln und einen selbst am Rand der Strasse fast umnieten. Man laeuft ja praktisch staendig auf der Strasse. Mit Gehsteigen waere das Leben in Arusha sicher um einiges leichter. Mit der Zeit fassen wir Vertrauen zu Mponjoni, der uns noch immer auf Schritt und Tritt verfolgt, um uns beim Ticketkauf, der Supermarktsuche, auf dem Obstmarkt (keine Mzungu-Preise!) und im Grunde an jeder Ecke zu helfen. Nach einer Stunde ist er zu unserem persoenlichen Guide geworden. Ab und zu rettet er uns das Leben, indem er uns an den Haenden packt und zielsicher ueber vollbefahrene Strassen fuehrt. Wir verbringen den restlichen Nachmittag mit Mponjoni.

Bilder Nairobi















Karibu Nairobi !


Nachdem wir von Irene, der Hausmeisterin des Youth Centers, freundlich in Empfang genommen wurden und unsere Rucksaecke abgestellt haben, machen wir uns gemeinsam mit ihr auf eine kleine Erkundungstour durch Jerusalem (einem Stadtteil Nairobis). Das Jerusalem Shoppingcenter besteht haupsaechlich aus einer Ansammlung unzeahliger kleiner Staende, an denen man von Gemuese und Obst bis hin zu Handyguthaben nahezu alles kaufen kann. Es ist nur eine Parallelstrasse von der Evangelical Lutheran Church entfernt, die direkt neben dem Youth Center liegt, in dem wir wohnen. Da wir mit Irene unterwegs sind, umgehen wir die "Mzungu-Preise" und kaufen fuer umgerechnet ca. 2 Dollar Avocados, Tomaten, Brot, Bananen und Ananas fuer unser Abendessen. Wir sind beeindruckt von dem bunten Treiben in den Strassen und fuehlen uns so richtig in Afrika angekommen. Einige Kinder bleiben stehen und schauen uns fasziniert an, oefter hoeren wir das Wort "Mzungu" (Weisse), welches uns auf unserer Reise durch Afrika stetig begleiten wird. Irenes Schwester Judy kommt abends im Youth Center vorbei und gemeinsam schauen wir noch eine extrem kitschige mexikanische Soap an, bevor wir muede unter unsere Moskitonetzkonstruktion klettern.
Am naechsten Morgen fahren wir gemeinsam mit Judy in die Stadt, um unsere Bustickets nach Arusha zu besorgen. Waehrend des Fruehstuecks tauschen wir uns ein wenig ueber die verschiedenen Kulturen aus. Wir kommen u.a. auf das Thema Haustiere zu sprechen und beide finden es unglaublich komisch, dass es bei uns sowas wie Haustiergeschaefte oder Tieraerzte gibt und dass einige Haustiere sogar im Bett ihrer Besitzer schlafen. So etwas waere hier undenkbar! 
Nach einem ausgiebigen Fruehstueck mit leckerem afrikanischem Chai machen wir uns auf den Weg. Wir stellen uns an die Strasse, um mit dem naechsten Matatu (afrikanischer Minibus) in die Stadt zu fahren. Nachdem ca. 20 laut hupende, klapprige und voellig ueberfuellte Busse an uns vorbeigefahren sind, hat Judy das richtige Matatu gefunden. Wir rennen ueber die Strasse und springen in den schon anfahrenden Minibus. Nach welchen Kriterien sie nun das richtige ausgewaehlt hat, ist uns ein Raetsel. (Die Matatus sind meist schon so voll, dass keiner mehr reinpasst. Immer haengt noch jmd halb aus der offenen Tuere, der den Leuten das Ziel zuruft und spaeter das Fahrgeld einsammelt.) 
Durchgeschuettelt und zugedroehnt von der lauten afrikanischen Musik im Bus kommen wir im Zentrum von Nairobi an. Die Fahrt hat unglaublich viel Spass gemacht, wir freuen uns jetzt schon auf die Rueckfahrt! Judy begleitet uns noch durch das Strassengewimmel Nairobis bis zum Ticketoffice. 
Eigentlich muessten wir ja den Touripreis von 25 Dollar bezahlen, da wir aber ganz freundlich laecheln und erklaeren, dass wir ja "zur Zeit" in einer Kirche in Kenia wohnen, gehen wir glatt als "residents" durch und sparen uns somit einiges.:) Judy zeigt uns ausserdem, wie man eine afrikanische Strasse ueberquert. Zitat: "Wenn man nicht rennt, kann man auch gleich den ganzen Tag warten!" (....womit sie nicht ganz Unrecht hat, denn man braucht wirklich nicht darauf zu warten bis ein afrikanisches Auto anhaelt, um einen ueber die Strasse zu lassen.) 
Wir schlendern noch durch die Stadt, geniessen das geschaeftige Gewusel und treffen irgendwann auf zwei Backpacker, mit denen wir uns in eine kleine Bar setzen und unser erstes kenianisches Bier trinken (Tusker).
Spaeter finden wir ohne Probleme das richtige Matatu, der Fahrer ist super nett und hilfsbereit und laesst uns direkt beim Shoppingcenter raus. Wir sind ueberrascht, dass in Nairobi alles so gut geklappt hat und wir auf so viele freundliche Leute getroffen sind, nachdem uns vorher jeder vor dieser "gefaehrlichen schlimmen" Stadt gewarnt hatte. Natuerlich haben wir das auch Judy und Irene zu verdanken, die uns so viel geholfen haben und so gastfreundlich waren. Wir sind ganz traurig, dass wir die beiden morgen schon verlassen muessen, die uns inzwischen als ihre kleinen Schwestern bezeichnen :]

Abends probieren wir dann noch das Nationalgericht "Ugali", eine geschmacksneutrale weisse Maispampe mit Kraeutern. Naja, nicht so der Hit! Aber da Irene gekocht hat, essen wir trotzdem alles auf.

Nach schier endloser Packerei, schaffen wir es endlich irgendwie, die Reissverschluesse unserer Rucksaecke zuzubekommen und schauen noch ein bisschen Kitsch-Soap, bevor wir uns dann aber relativ schnell in Richtung Bett verabschieden.
Irene sagt uns ganz herzlich und lieb tschuess, von Judy muessen wir uns erst morgen verabschieden, denn sie wird uns nochmal in die Stadt begleiten. 
Am naechsten Morgen stehen wir schon um kurz vor sechs in Wartestellung fuer die Matatus und diesmal haben wir mehr Glueck, denn schon das dritte nimmt uns mit.
Wir stecken noch halb mit unseren Rucksaecken in der Bustuere fest, als dieser schon losfaehrt. Nach einigem Bemuehen sind die Rucksaecke trotz voller Fahrt abgesetzt, nicht ohne fuer ein allgemeines Geschmunzel unter den restlichen Mitfahrern zu sorgen. Zwei weisse Maedchen mit riesen Ruckseacken sind hier wohl doch etwas Aussergewoehnliches. Wir ergattern noch 3 Plaetze ganz hinten im Matatu, unsere Rucksacke werden allerdings vom Fahrer vorne an der offenen Tuere platziert. Bedenklich nahe an der Tuer! Bei jedem Schlagloch bangen wir um unsere Rucksaecke, doch gluecklicherweise kommen wir trotz offener Tuer und rasanter Fahrt ohne Verluste in Nairobi an. 
Judy bringt uns noch bis zum Bus, bevor wir uns auch von ihr verabschieden muessen. Wir werden die beiden wirklich vermissen! 
Unser Gepaeck wird auf dem Dach befestigt und die Fahrt nach Tansania kann beginnen...
(Von Nairobi-City gibt es leider keine Bilder, denn die Kamera blieb sicherheitshalber zu Hause.)

Kwa-heri! We will come back!
Tutaonana mara nyingine!

Waehrend der Busfahrt bekommen wir gleich noch einige amuesante Einblicke ins kenianische Radio. Und zwar werden hier in einer Live-show Affaeren aufgedeckt. Verdaechtigt jemand seinen Partner, kann er beim Radio anrufen. Nachdem er erst mal ausgiebig (und live!) sein Leid geklagt hat, wird der Boesewicht vom Radio angerufen (live!) und ordentlich in die Mangel genommen. Danach hat der Anrufer entweder die Bestaetigung oder muss reuemuetig feststellen, dass er sich getaeuscht hat. Interessant!

Ein turbulenter Flug....


Am 13.9. steigen wir in den Flieger nach Nairobi. Die ersten Stunden geniessen wir mal wieder den Luxus von Emirates und freuen uns wahnsinnig auf Afrika. Schade nur, dass wir nicht am Fenster sitzen. Als das kleine Flugzeug auf dem Bildschirm, der ueber dem Gang haengt, schon fast am Zielpunkt angelangt ist, wackelt das Flugzeug ploetzlich kurz aber heftig. Wer schon oefter geflogen ist, kennt bestimmt das Gewackle im Flugzeug, wenn es leichte Turbulenzen oder kleine Luftloecher gibt. Wir denken uns also nicht viel dabei. Wenig spaeter wackelt es wieder und bleibt dann auch erstmal dabei. Signal: Fasten your seatbelts. Das Flugzeug bewegt sich immer heftiger nach links, rechts, hoch, runter, fast als saesse man in einem Truck, der auf einer extrem holprigen Strasse unterwegs ist. Weder Joi noch ich haben bisher solche Turbulenzen erlebt. Als es so weitergeht, wuerde ich gerne mal irgendeinen Flugbegleiter fragen, ob das normal ist. Die sind aber inzwischen fast schon seit 20min verschwunden. "Take care", ertoent es zum fuenften Mal aus den Lautsprechern. Auf einmal tut es rechts am Flugzeug einen lauten Schlag. Joi und ich blicken uns nervoes an. Und auch Leute um uns herum schauen fragend nach draussen. Was war das ?
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich ploetzlich Angst in einem Flugzeug und auch Joi schaut mich panisch an. 15min Gewackle und 3mal 'Take care' aus den Lautsprechern spaeter sehen wir ploetzlich Nairobi neben uns in den Fenstern auftauchen und landen kurz darauf. 
Was auch immer es war, das war keine normale Landung! Beim Aussteigen hatte die Besatzung auch irgendwie ihr Laecheln verloren...
Wir waren jedenfalls unendlich froh, wieder festen Boden unter den Fuessen zu haben.


Abu Dhabi- Baby!
Die Bilder zu Abu Dhabi haben wir schon reingestellt, also einfach runterscrollen :)
Der heutige Tag beginnt fuer uns schon um 6 Uhr morgens, denn heute wollen wir das 2h entfernte Abu Dhabi erkunden. Es hat noch angenehme 35 Grad, spaeter steigen die Temperaturen auf ueber 40 Grad. Hinzu  kommt noch ein warmer trockener Wind, der feinen Sandstaub aus der Wueste mit sich bringt und alles offen liegende mit einer feinen Sand-Staubschicht bedeckt. Deswegen gibt es hier anscheinend auch einige aussergewoehnliche Berufe. Heute sahen wir bspw. 2 junge Maenner, die mit Staubwedeln bewaffnet Gelaender und Laternen entstauben.
Zur Demonstration der Hitze: Unsere Couchsurferin Uschi macht sich Popcorn, indem sie einfach einen Topf mit Maiskoernern auf den Balkon in die pralle Sonne stellt (siehe Bild).
Aber zurueck zu unserem Abu Dhabi Ausflug! Schweissgebadet kommen wir nach 5 Minuten beim Mirdif City Center an, aber leider kann man den Daily Pass, den wir fuer Bus & Metro benoetigen, weder im Center noch im Bus kaufen. Der Busfahrer versteht das Problem nicht wirklich und laesst uns einfach umsonst mitfahren, was uns natuerlich sehr gelegen kommt. Nachdem wir uns mit einem kleinen  budgetschonenden Fruehstueck eingedeckt haben, erkundigen wir uns bei einem Emirati, der an der Busstation unter einem Sonnenschirm sitzt und eine Uniform anhat (was er nun genau fuer ein Amt ausuebt, ist uns unklar), nach dem richtigen Bus nach A.D. und erhalten wieder einmal eine, wie uns scheint, fuer Dubai sehr typische Antwort: “Go that side!” Er zeigt in Richtung der 20 Busse, die in einer Reihe gegenueber von uns stehen. Sehr informativ! Aber so etwas sind wir ja in diesen Breitengraden schon gewohnt und so haben wir nach einiger weiterer hartnaeckiger Fragerei den richtigen Bus gefunden. Fuer umgerechnet 3 Euro geht es nun bei Gefrierfachtemperaturen (Klimaanlage!) auf einer sechsspurigen Autobahn mitten durch die Wueste. Erst waehrend der Fahrt wird uns so richtig bewusst wie aufwendig es gewesen sein muss so riesige Staedte wie Dubai oder Abu Dhabi inmitten einer Sandwueste zu errichten. Beide Staedte sind umgeben von einem Nichts aus Sand, indem es, so scheint es uns zumindest, kein Leben gibt. Jeder noch so kleine gruene Fleck muss hier aufwendigst angepflanzt und bewaessert werden.
Im vorderen Teil des Busses faellt uns schnell das Schild “Only Women” auf. Was wir anfangs noch fuer sehr emanzipiert halten, entpuppt sich dann doch schnell als etwas fragwuerdig. Der hintere Teil des Busses scheint ausschliesslich fuer Maenner reserviert zu sein, Frauen duerfen dort gar nicht sitzen.
In Abu Dhabi angekommen bemerken wir sofort, dass die Stadt laengst nicht so weit entwickelt ist wie Dubai: Es gibt wesentlich weniger Hochhaeuser, keine Metro und auch keine Touri-Info. Wir lassen uns kurzerhand von einem Einheimischen einige Busnummern aufschreiben, die in Richtung der grossen Moschee fahren, die uns von unserer Couchsurferin Uschi empfohlen wurde. Die Busfahrt kostet uns einen Dirham (ca 20 ct), da wir aber kein Kleingeld haben und der Busfahrer auch nicht mit Wechselgeld dienen kann, fahren wir mal wieder umsonst. Die Temperaturen sind mittlerweile ueber 40 Grad geklettert und wir schwitzen dementsprechend, als wir an der Moschee ankommen. Wir werden aber mit dem Ausblick belohnt: vor uns erstreckt sich die wohl groesste und prachtvollste Moschee, die wir je zu Gesicht bekommen haben ( siehe Fotos!!!!). Wir sind wirklich beeindruckt. Obwohl wir lange Sachen tragen und sogar noch einen Schal umgeworfen haben, ruft uns der Waerter gleich zurueck, als wir die Moschee betreten wollen. Wir werden von ihm in einen kleinen Umkleideraum geschickt, indem uns eine Frau schwarze Burkas (knoechellange, hochgeschlossene schwarze Umhaenge) und Kopftuecher reicht. Wir hatten uns schon sehr gewundert, wie die Frauen hier diese Temperaturen komplett in Schwarz ueberleben und dachten daher, dass die Burkas aus ganz leichtem Stoff und somit sogar ganz praktisch waeren. Aber da haben wir uns getaeuscht! Komplett eingeschleiert ist es unertraeglich heiss, denn Umhang sowie Kopftuch sind aus festem, nylonaehnlichem Stoff. Auf gehts in die Moschee, hoffentlich ist es drinnen ein wenig kuehler. Immer wieder bringt uns das Kopftuch aufgrund des Windes in peinliche Situationen. Einmal verrutscht es mir (Joi) ein wenig, sodass man den Haaransatz sieht und sofort kommt ein Waerter herbeigeeilt. Ein anderes Mal fliegt es ganz weg. Eva hingegen kaempft mit ihrer viel zu langen Burka, ueber die sie immer wieder stolpert, waehrend sie versucht Burka, Kopftuch, Tasche und Kamera festzuhalten. Wir muessen wirklich lustig aussehen. Wir bewundern die arabischen Frauen, denn ein eleganter Auftritt in einem solchen Outfit ist wirklich schwierig. Gleich zu Beginn der Besichtigung haben wir auch ein Erlebnis, das uns nach unseren europaeischen Vorstellungen etwas seltsam vorkommt. Ein Tourist fotografiert seine Frau vor der Moschee und wird sofort von einem Aufseher ermahnt, dass dies nicht erlaubt sei. Eva, die daneben steht, fragt nach, ob es allgemein nicht erlaubt ist, Fotos zu machen. Es stellt sich heraus, dass es nur nicht erlaubt ist, Fotos von Frauen zu machen. Maenner koenne man allerdings ohne Probleme fotografieren.
Weiter geht es mit dem Bus zur Marina Mall, von deren Turm wir die Skyline von A.D. bewundern. Anschliessend machen wir uns auf die Suche nach einem Internetcafe, leider aber ohne Erfolg. Wieso auch, so wie uns scheint besitzt hier annaehernd jeder ein I-Phone. Ich fasse mir ein Herz und frage einen juengeren Mann an der Info des Centers und wirklich laesst er uns ganz kurz ueber sein Handy ins Internet. Weiter gehts zum Emirates Palace, einem 1km breiten Luxushotel.

Leider gibt es auch schlechte Nachrichten. Meine (Jois)heiss geliebte und hart ersparte Kamera ist weg. Jemand muss daran sehr grossen Gefallen gefunden haben, als ich im Bus ( aufgrund der Gefrierfachtemperaturen) meine Fliessjacke aus der Tasche gezogen habe. Ob sie nun einfach herausgefallen ist oder jemand noch ein bisschen nachgeholfen hat werden wir wohl nie erfahren. Trotz aller Verzweiflung duerfen wir die unglaubliche Hilfsbereitschaft einiger Menschen spueren. Ein Mann steckt uns umgerechnet ca. 5 Dollar zu, damit wir umgehend mit dem Taxi zu der Bushaltestelle zurueckfahren koennen, von der aus wir gestartet sind, um dort mit der Suche zu beginnen. Als wir im Taxi sind schildern wir Ramid dem Taxifahrer unser Anliegen und er bringt uns auf schnellstem Weg bis kurz vor die Bushaltestelle. Als er uns suchen sieht kommt er uns hinterher und fragt einige Passanten, die alle sehr hilfsbereit sind und sogar nach unserer Nummer fragen, falls sie noch etwas hoeren oder finden. Selbst der Busfahrer der Linie 36, mit der auch wir gefahren sind, nimmt sich kurz Zeit. Nun soll die Fahrt weiter zum Fundbuero in der Marina Mall gehen. Als wir Ramid unsere Bedenken schildern, dass unser Geld nicht fuer noch eine Fahrt durch die Stadt reichen wird, schaltet er kurzerhand seine Taxiuhr aus. An der Mall angekommen versucht er sogar noch sein Taxischild vom Dach zu nehmen. Leider ist das Fundbuero doch nicht in der Marina Mall ( typisch arabische Auskunft!!!) und so faehrt uns Ramid zur Main Bus Station, um den Verlust dort beim Department of Transportation zu melden und unsere Nummer zu hinterlassen, falls doch noch etwas abgegeben werden sollte. Schweren Herzens verlassen wir so gegen 21 Uhr Abu Dhabi, natuerlich nicht ohne uns vorher ausgiebig bei Ramid zu bedanken und ihm noch den Rest unseres geschenkten Geldes zu geben. Trotzdem Glueck im Unglueck!!! Denn am Tag vor unserer Abreise haben wir auf den letzten Druecker noch eine Gepeackversicherung abgeschlossen!