Freitag, 9. Dezember 2011

BAAAAAAAAAAAAAAAALIIIIIIIIIIIIIIIIIII

Es gab eine kleine Planaenderung..... und zwar befinden wir uns momentan auf einer kleinen tropischen Insel in Indonesien :)
Eigentlich wollten wir ja von Perth aus zum Uluru und dann nach Cairns weiterfahren. Da wir aber festgestellt haben, dass Reisen innerhalb Australiens (sowohl per Auto, Bus, Zug... als auch per Flugzeug) unglaublich teuer ist und wir einen guten Tipp von Rob bekommen haben (es gebe da billige Fluege Richtung Norden...), haben wir uns kurzerhand entschlossen, fuer insgesamt 440 Euro nach Bali und von dort aus nach Cairns weiterzufliegen.
Darf man sich ja auch mal erlauben, nachdem man an die 1800 Dollar verdient hat.... :)
Hier werden wir jetzt die naechsten 3 Wochen verbringen, vielleicht fahren wir aber auch mal mit der Faehre auf ein oder zwei Nachbarinseln.... aber dazu bald mehr. Jetzt erstmal ein paar wunderschoene erste Eindruecke! In Bali angekommen, liessen wir die Tourisenregion um Kuta und Seminyak aus und suchten uns eine guenstige Unterkunft in der Hauptstadt Denpasar, um erstmal ins Museum zu gehen und mehrere kleine Tempel zu erkunden.


Bilder Perth

                                              Hostelalbtraeume






                                                   Xanthe
                               Abalone Muscheln auf dem Weg in die Pfanne




                                           Die Crouchers und wir

                                     Die Herstellung eines Pelmets




                                  Weihnachtsdeko bei frostigen 35 Grad




                                                Riley und Cameron

                                   John



















Blick auf Perth vom Kings Park

Montag, 5. Dezember 2011

Rueckblick auf unsere arbeitsreichen Wochen bei "Unique Curtains" und anderswo

Heute ist der 5. Dezember (kaum zu glauben bei 39 Grad im Schatten) und wir verbringen unseren letzten Tag in Kallaroo. Hier gibt es uebrigens viele Namen mit "oo", so auch Mullaloo, Innaloo oder Joondalup. Diese Woerter stammen alle noch von den Aboriginals, den australischen Ureinwohnern. Kallaroo, der Vorort Perths, in dem unsere Couchsurfer wohnen, heisst zum Beispiel uebersetzt "Strasse zum Wasser". 
Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht! Jetzt haben wir fast drei Wochen die Couch von John und Finn belagert und in dieser Zeit gearbeitet, gearbeitet und gearbeitet... 
Dabei haben wir uns bei "Unique Curtains" immer besser zurechtgefunden und auch unsere Arbeitskollegen besser kennengelernt. Da waere zum einen der 77-jaehrige Michael. Er ist die Ruhe in Person, sieht gerade einmal aus wie Ende 50, Anfang 60. Er ist sehr charmant, hat immer einen netten Spruch auf Lager und ist hobbymaessiger Kuenstler. 
Dann waere da noch Wayne, eine 40-jaehrige Quasselstrippe. Wenn Wayne gerade mal nicht redet, was sehr selten vorkommt, singt und tanzt er ununterbrochen - ob mit Musik oder ohne. So Manchem mag sein hyperaktives Geplapper und Getanze auf die Nerven gehen, eigentlich ist es aber ganz amuesant. Man sollte vielleicht noch seinen schrecklichen Akzent erwaehnen, der es einem in Kombination mit der hektischen Sprechweise fast unmoeglich macht, irgendetwas von dem zu verstehen, was er sagt. Deshalb schauen wir ihn den Grossteil des Tages auch mit einem verwirrten, fragenden Gesichtsausdruck an, was ihn aber nicht weiter zu stoeren scheint, denn er plappert und lacht immer froehlich weiter. 
Auch nicht zu vergessen: Rob. Er wurde vor ein paar Tagen 35 (wir ueberraschten ihn mit frischen, selbstgebackenen Schokomuffins) und wird von allen "Partyboy" genannt. Er ist halb Australier, halb Filipino. Seine philippinische Mutter hat mal einen Stripclub besessen und somit war er wohl auch mal in verruchterem Milieu unterwegs... er kellnert immernoch ab und zu oben ohne, soviel dazu. Inzwischen befindet er sich allerdings in "Pause", wie er selbst sagt, denn er ist verheiratet und Vater von zwei wahnsinnig suessen Toechtern (2 Jahre und 6 Monate alt). Man sollte ausserdem erwaehnen, dass er unglaublich nett und hilfsbereit ist und viel fuer uns gemacht und organisiert hat. 
Des weiteren arbeitet noch Berry in der Firma. Er sitzt aber den ganzen Tag im Buero und nimmt Telefonanrufe entgegen, weswegen wir ihn auch nicht so oft zu Gesicht bekommen haben. Dafuer ist er aber nicht zu ueberhoeren! Kaum hat er den Telefonhoerer aufgelegt, versucht er sich trotz Musik und Arbeitsgeraeuschen mit den anderen zu unterhalten, indem er aus seinem Buero schreit und meist noch ein lautstarkes Lachen dranhaengt. 
Tja und dann waere da noch John, unser Couchhost und Chef, mit dem wir uns wirklich super verstehen. Unsere Aufgaben sind mit der Zeit immer komplexer geworden und wir haben mit unserer "deutschen Arbeitsmoral" ganz schoen Eindruck geschunden. Dazu nur ein Beispiel: Rob fragte uns allen Ernstes, ob wir frueher von unseren Eltern geschlagen wurden oder wie wir sonst gelernt haben, so schnell und diszipliniert zu arbeiten. Eva uebernahm hauptsaechlich das "wadding". Dabei muss man die fertig verarbeiteten Bretter mit Fuellmaterial umtackern und dann verstauen. Joi war fuer das "finishing and joining" zustaendig, die fertigen Bretter mit Stoff und Klett umtackern und am Ende  einpacken. Wir arbeiteten unter der Woche jeden Tag von halb neun bis um halb fuenf Uhr nachmittags, wobei John auch gerne mal verschlief. Samstags arbeiteten wir nur bis um eins und hatten dann den Nachmittag frei. Vereinbarter Tageslohn waren 120 Dollar, inklusive Mittagessen. Meistens gab es Wraps oder Sandwiches von Miss Maud, einer super leckeren schwedischen Baeckerei. Auch sonst wird hier alles nicht so streng genommen, alle machen gerne mal ihre kleine Bier-, Kaffee- oder Raucherpause.

Nachdem wir zwei Wochen an der Herstellung von "Curtain Pelmets" beteiligt waren, ging aber langsam die Arbeit fuer uns aus und so uebernahmen wir kleine Jobs im Weeding-Bereich, das heisst Unkrautjaehten ohne Ende... aber gut bezahlt! 

Mit der Couchsurfing-Familie kamen wir super zurecht, weswegen sie uns wohl auch so lange bei sich behalten haben... wir uebernahmen aber auch einen Grossteil der Haushaltsarbeit. Nach der Arbeit in der Firma hiess es also meist: kochen, abspuelen, wischen, saugen oder Babysitten (was aber immer Spass machte!). Heute muessen wir uns leider von den Kids Riley (10?), Cameron (9?) und Xanthe (2) verabschieden, die wir nach so einer "langen" Zeit (wir bleiben ja normalerweise nicht so lange an einem Ort) schon ein bisschen ins Herz geschlossen haben... 

Leider blieb neben der Arbeit gar nicht mehr so viel Zeit fuer anderes. Dafuer nutzten wir die freie Zeit, die wir hatten, aber auch so gut es ging... So legten wir einmal einen Museumstag ein, gingen ein paar mal zum Strand (nur 10min entfernt), unternahmen was mit Robs Bruder oder Jamie, der uns u.a. zu einem Park zu unseren ersten Kangurus fuhr, gingen einen Nachmittag mit Rob und seiner Familie zum Schnorcheln und in den Kings Park (bei ihnen nahmen wir auch mal einen kleinen Weeding-Job an... bei knappen 35 Grad zwar kein Zuckerschlecken, aber fuer 160 Dollar schwitzt man dann doch gerne ein bisschen), machten frueh um sieben beim Muscheltauchen mit (wofuer man eigentlich eine Art Fuehrerschein braucht), gingen mit Finn auf eine sog. Baby-Shower-Party (= es treffen sich vor allem Muetter und Schwangere inklusive vorhandenen Kindern und es wird ueber Babys geredet, gespielt und gegessen - wobei wir ueberwiegend an letzterem beteiligt waren) u.a.

... so sind unsere Tage bei Finn und John wie im Fluge vergangen!


Und morgen fliegen wir weiter... Aber dazu naechstes mal mehr ;) 

Sonntag, 4. Dezember 2011

Perth die erste


Ziemlich fertig und muede kommen wir am Freitag Abend bei unserem naechsten Couchhost Fiona und ihrer Familie in Kallaroo, 21km vom Perth City Centre entfernt, an. Sie ist die Einzige, die noch Platz hatte. Alle anderen Couchsurfer innerhalb Perths haben uns abgesagt, meist weil sie schon jemanden hatten (Perth scheint von Backpackern ueberflutet!). 
Wir werden sehr herzlich von ihr und ihrem Mann John in Empfang genommen und bekommen erstmal eine Tasse heissen Tee. Die drei Kinder sind schon im Bett und somit gehen wir ins Gartenhaus, um sie nicht aufzuwecken, und spielen dort noch ein bisschen Karten. Anschliessend zeigen die beiden uns unseren Schlafplatz: eine riesige bequeme Couch! Als waeren wir nicht schon gluecklich genug, fragt John, ob wir nicht am morgigen Samstag in seiner Firma aushelfen und uns so etwas dazu verdienen wollen. Wir sind begeistert... 
Nach der bequemsten Nacht seit langem geht es am naechsten Morgen puenktlich um halb neun los. In der Firma werden "Curtain Pelmets" hergestellt (= Gardinenkaesten - wir konnten im Deutschen kein besseres Wort dafuer finden.. siehe Fotos!). Die Kunden waehlen die Gardine und der Kasten wird passend dazu angefertigt. Unsere ersten Aufgaben sind relativ simpel. Wir kleben zugeschnittene Holzbretter aneinander, sodass diese spaeter eine Kastenform ergeben, schneiden Klettband auf die richtige Groesse zu und tackern Polstermaterial auf die zugeschnittenen Holzplatten. Am Ende des ersten Arbeitstages haben wir zwar noch nicht wirklich das Gefuehl, eine grosse Hilfe gewesen zu sein, John und seine Mitarbeiter sind aber sehr zufrieden und besonders angetan von unserer “deutschen Arbeitsmoral”. Sie arbeiten gerade an einigen grossen Auftraegen (unter anderem fuer mehrere Altenheime) und so schlaegt John uns kurzerhand vor, noch einige Tage weiterzuarbeiten. Und somit... haben wir unseren ersten Job! Yeah! Er will nochmal mit seiner Frau Finn sprechen, haette selbst aber rein garnichts dagegen, wenn wir noch ein bisschen laenger bei ihnen wohnen bleiben. Unglaublich, wie schnell sich alles zum Guten wenden kann. Dabei schien uns gestern alles noch so trist und beschwerlich in Australien: Wir hatten die letzten Tage schon Lebenslaeufe in verschiedenen Geschaeften und Cafes in der Stadt verteilt und sogar bei einer Backpacker-Jobboerse vorbeigeschaut, wo man uns sagte, es gebe zur Zeit garnichts und wir sollten doch in zwei Wochen noch einmal wiederkommen. Irgendwie hatten wir das Gefuehl, ausschliesslich mit Ueberleben beschaeftigt zu sein... d.h. tagelang nur von einem zum anderen Cafe oder Restaurant laufen, um Lebenslaeufe zu verteilen, Schlafplatz suchen, uns irgendwie im Supermarkt mit dem Noetigsten und Billigsten zu versorgen und zwischendrin mit unseren Rucksaecken von A nach B zu kommen. Noch dazu kam, dass wir Afrika, die Leute dort, ihre Mentalitaet und Lebenseinstellung und natuerlich die warme Sonne sehr vermissten.
Aber nun scheint es so, als haetten wir mal wieder eine unserer Gluecksstraehnen :)

Schlaflos in Australien


Irgendwie scheint es, als stehe unser Start in Australien unter einem schlechten Stern.

Alles faengt damit an, dass Joi das Flugzeugessen nicht so gut bekommt (vegetarisch war aus, und so gab es wohl das Uebriggebliebene vom Vortag). Kaum setzt das Flugzeug zur Landung an und die Signale zum Anlegen der Sicherheitsgurte leuchten auf, hechtet sie ungeachtet des hektischen Winkens der Stewardess in Richtung Flugzeugklo. Gerade noch rechtzeitig. Wir brauchen gar nicht zu erwaehnen, dass die Landung dieses Mal sehr turbulent und wacklig war (sogar extra vom Piloten angekuendigt). Kurz bevor das Flugzeug auf australischem Boden aufsetzt, stolpert Joi wieder aus dem kleinen Kabinenklo und erntet sogleich mitleidige Blicke von den Flugbegleitern. Sie gucken aber alle nur und bleiben angeschnallt. So kaempft sich Joi, wieder ungeachtet des mittlerweile hysterischen Winkens der Stewardess zum hinteren Teil des Flugzeugs und holt sich erstmal etwas zu Trinken, bevor sie sich wieder zurueck auf ihren Platz begibt...
Perth empfaengt uns mit Nieselregen, eisigem Wind und (fuer uns) kuehlen 18 Grad. Nachdem wir uns sehr willensstark eine Prepaidkarte (nein, nicht das Vertragspaket, das uns die Verkaeuferin eine halbe Stunde lang andrehen wollte) organisiert haben, versuchen wir gleich mal, unsere Couchsurferin E. zu erreichen. Vergeblich! Dass auch unsere weiteren Versuche erfolgreich bleiben sollen, ahnen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Immerhin hat sie uns ja schon so gut wie versichert, dass wir bei ihr schlafen koennen...
Froestelnd machen wir uns auf den Weg zum Bus Terminal. Erstes Ziel: Supermarkt. Es ist mittlerweile schon 4 Uhr nachmittags und wir (Joi noch nicht einmal) haben nur gefruehstueckt. Wir nehmen den naechsten Bus in die Stadt und marschieren in den naechstbesten kleinen Supermarkt. Zwischenzeitlich werden wir noch vom Busfahrer angemault, wir wuerden mit unseren Rucksaecken den Durchgang blockieren und sollten uns beeilen, er habe nicht ewig Zeit und sei eh schon spaet dran. Uns wird so richtig bewusst, dass wir nicht mehr in Afrika sind… Als wir im Supermarkt vor den Regalen stehen, trauen wir unseren Augen kaum. Die Preise sind vergleichbar zu denen in der Schweiz. 6 $ fuer ein Kaesesandwich, 2 $ fuer einen Apfel... hilfe! Wir haben doch bisher so unglaublich billig gelebt, wie soll unser Tagesbudget das ueberleben? Bescheiden wie immer beschraenken wir uns auf 2 Sonderpreis-Hoernchen und den billigsten Streichkaese. Inzwischen ist es kurz vor sechs und unsere Anrufversuche bei E. werden immernoch froehlich von ihrer Mailbox abgewimmelt.
Gut, dann muessen wir heute Nacht wohl doch auf ein Hostel ausweichen. Leichter gesagt, als getan. Wir fragen Passanten, klicken uns durchs Internet... aber alle Hostels scheinen ausgebucht zu sein! So wandern wir frierend, planlos und etwas verloren in Perth umher, um vielleicht doch noch irgendwo einen Schlafplatz zu finden. Als unsere Rucksaecke immer schwerer werden und es dann irgendwann auch noch anfaengt, zu regnen, sind wir sogar schon bereit, utopische Hostelpreise von 30$ fuer einen Dormplatz zu zahlen (wie wir es im Internet gesehen haben), hauptsache wir kommen ins Warme. Brrrrr… es ist einfach scheisskalt!
Schliesslich stossen wir auf eine Gruppe im Businessoutfit, von denen einer sogleich sein schickes I-Phone zueckt und bei einem naechstgelegenen Hostel anfragt... keine 2 min spaeter haben wir zwei Betten in einem Dorm, reserviert auf unseren Namen und bekommen den Weg auf googlemaps App gezeigt. Jippie!
Durchgefroren und muede tapsen wir die letzten Meter zum Hostel. Nachdem wir eine gefuehlte Ewigkeit an der Rezeption warten, weil irgendwas nicht funktioniert - die deutsche "Backpackerin" an der Rezeption ist etwas schusselig - haben wir endlich unseren Schlafplatz fuer nur 24 $. Im Zimmer riecht es zwar ziemlich muffig... aber egal, hauptsache wir koennen endlich schoen schlafen. Als wir allerdings unsere Rucksaecke auf den Betten abstellen, kriegen wir erstmal kurz die Krise. Sie sind uebersaeht von undefinierbaren Flecken, in Jois Bett finden sich lange rote Haare, und von wegen die Betten sind frisch bezogen - es gibt weder Spannbetttuch noch Bettlaken. Und das alles fuer nur 24 $! Woooohooooooo...... Zu allem Ueberfluss troepfelt die Dusche permanent und so mufft und schimmelt der grosse nasse Fleck auf dem Teppichboden vor dem Bad gemuetlich vor sich hin. Nun gut, wir sind trotzdem froh, ein Dach ueber dem Kopf zu haben und sind ja aus Afrika auch schon einiges gewohnt.
Doch dann geht die Tuer auf - und hereinspaziert kommt die wohl skurrilste Gestalt, die wir je zu Gesicht bekommen haben. Eine hagere Frau, Alter irgendwas zwischen 40 und 50. Sie traegt ihre Jeans auf links, dazu einen viel zu grossen silberen Glitzerguertel und eine Baseball Cap. Ihr knallroter Lippenstift “umrandet” ihre Lippen grosszuegig. Ohne sich vorzustellen, quasselt sie einfach mal drauf los und erzaehlt uns irgendwelche wirren Geschichten. Als wir nach unten gehen, um uns in der Hostelkueche etwas zu essen zu machen und ein bisschen Blog zu schreiben, merken wir, dass sie anscheinend einen grossen Redebedarf hat, denn sie verfolgt uns auf Schritt und Tritt, um uns irgendwas zu erzaehlen, was niemanden interessiert. Dabei holt sie gelegentlich ein kleines Flaeschchen aus ihrer Handtasche und trinkt ein zwei Schlucke. Aha, daher also die Fahne. Zuerst kommt sie mir betrunken vor, dann denke ich, dass sie wahrscheinlich irgendwelche psychotrope Substanzen konsumiert hat, dann bin ich mir sicher, sie muss schizophren sein... als ich dann aber irgendwann allein mit ihr im Zimmer bin, da Joi mal kurz nach unten an die Rezeption verschwunden ist, wird es mir schlagartig klar: sie ist verrueckt! Ich bin mit einer Irren im selben Raum.... oh Gott. Sie traegt meine Jacke. "Schoene Jacke", meine ich nur. "Danke", sagt sie, "die ist schon alt." Als ich ihr klarmache, dass es meine ist, erschrickt sie, wirkt ploetzlich wie eingeschnappt und schmeisst sie vor mir auf den Boden. Ich versuche mich nicht aufzuregen und will sie gerade wieder in die Tasche packen, da faellt mir auf einmal ein kleines schwarzes Taeschchen in die Haende, voll mit klebrigen, verschmierten Schminkutensilien und unechten Wimpern. Was hat das in meiner Tasche zu suchen? Ich frage sie mehrmals, ob es ihres ist - und sie wird zornig, schreit mich schon beinahe an, quasselt wirres Zeug... dass sie noch nie etwas geklaut habe, Gewalt finde sie ganz schlimm, sie fuehle sich solidarisch gegenueber behinderten Menschen, vor 7 Jahren habe sie einen schweren Unfall gehabt, sie wolle mir einen Cowboyhut schenken.... und ich solle mich doch freuen, dass ich etwas in meiner Tasche finde. Besser als wenn etwas fehlen wuerde, oder nicht? 5min spaeter wird ihr anscheinend bewusst, dass es sich doch um ihr Taeschchen handelt und sie besteht darauf, es sofort wieder zu bekommen. Wo bleibt Joi nur? Kurz darauf steht sie wieder vor mir, haelt einen kleinen Zettel in der Hand. Ich traue meinen Augen kaum... es ist eine Quittung, die sich normalerweise bei meinen wichtigen Dokumenten befindet. Ich solle doch meine Sachen nicht so rum liegen lassen, den Zettel habe sie komischerweise in ihrer Tasche gefunden. (Nur zur Info: nein, meine Sachen waren nicht einfach so rumgelegen, sondern eigentlich sicher verpackt, und auch nur ein paar Minuten unbeaufsichtigt...) Jetzt reichts mir! Mit dieser Frau schlafe ich nicht in einem Zimmer. Die anderen Backpacker, die heute Nacht auch in diesem Dorm schlafen wollen, haben sie bereits kennengelernt und jeder ist sich einig - wenn sie bleibt, gehen wir. Das Problem ist nur: Alle Zimmer sind ausgebucht. Und so soll es noch eine lange Nacht werden.....
Die Deutsche an der Rezeption, die heute ihren ersten Arbeitstag in diesem Hostel hat und komplett mit der Situation ueberfordert ist, ruft die Polizei. In den darauffolgenden zwei Stunden werde ich befragt, wir sitzen und stehen eine Ewigkeit rum und nichts passiert. Irgendwann mitten in der Nacht tauchen andere Backpacker auf, die noch keinen Schlafplatz gefunden haben und sich nun auf den Weg zum naechstgelegenen Mc Donalds machen wollen (als letzte Moeglichkeit, die Nacht im Warmen zu verbringen..). Nachdem die Polizisten eine Ewigkeit die Verrueckte verhoert haben, gehen sie. Sie koennen da jetzt auch nix machen, heisst es. Und so kommt es, dass wir uns um drei Uhr nachts mit den anderen auf den Weg zu Mc Donalds machen (natuerlich nicht, ohne unser Geld wieder zu bekommen). Joi, die Glueckliche, hat im Gegensatz zu mir schon im Flugzeug geschlafen und legt sich im Mc Donalds erstmal fuer 2 Stunden in eine ruhige Ecke, ausgeruestet mit Ohrstoepseln und Schlafmaske. Ich bin zwar todmuede, passe aber aufs Gepaeck auf, da ich - vom Jetlag gepraegt - eh nicht schlafen kann.
Am naechsten Tag meldet sich die Couchsurferin E. um vier Uhr nachmittags und entschuldigt sich. Sie habe ihr Handy irgendwo vergessen.... wir koennen die naechsten zwei Naechte bei ihr uebernachten. Nachdem wir total k.o. bei ihr angekommen und noch von zwei anderen Backpackern aus Frankreich begruesst worden sind, wollen Joi und ich (mit meinem neuen Rekord von 37 Stunden ohne Schlaf) nichts anderes mehr als endlich zu schlafen ...

Was mir spaeter auffallen soll: Vor dem Verlassen des Hostels habe ich zwar (wegen der verrueckten Frau) all meine wichtigen Dokumente nochmal gruendlich durchsucht, damit auch wirklich nichts weiter abhanden gekommen ist. Auf fehlende Kleidung habe ich allerdings nicht geachtet... mein schwarzer Rock und (wer macht denn sowas?) die Haelfte meiner Unterwaesche ist seitdem spurlos verschwunden.