Samstag, 5. November 2011

Die Touris und wir - Fortsetzung


Am naechsten Tag besuchen wir ein nahegelegenes Kinderzentrum. Von den Touris wollen die meisten am Strand chillen, nur 4 andere kommen mit uns mit. Die Kinder sind 2 bis 6 Jahre alt und koennen vormittags zum Singen, Tanzen und Spielen hierher kommen. Ausserdem bekommen sie eine reichhaltige Mahlzeit, was hier keine Selbstverstaendlichkeit ist. In der Trockenzeit bleibt nur Kasaver als Nahrung uebrig, eine Wurzel, die zwar saettigt aber kaum Naehrstoffe enthaelt. Unter den Kindern sind einige, die ihre Eltern verloren haben - das Schicksal vieler Kinder in Malawi aufgrund von HIV und Malaria. Auch eine Gruppe von 20 HIV-pos. Frauen trifft sich hier jede Woche. Derzeit wird das Kinderzentrum von einer Australierin geleitet, die hier mit ihrer Familie lebt. Ihre 12-jaehrige Tochter hat sich bereits gestern den Arm gebrochen, kann aber erst morgen ins Krankenhaus in der Hauptstadt gebracht werden. Es gibt auch ein Krankenhaus in der Naehe, dort will die Frau ihre Tochter aber lieber nicht hinbringen. Yong Mi (Koreanerin aus unserer Gruppe, die Krankenschwester ist) bastelt eine behelfsmaessige Bandage aus Zeitschriften und Pappe. Wir spielen und tanzen lange mit den Kindern. Alle wollen auf den Arm genommen werden oder unsere Hand halten.
Auf dem Rueckweg treffen wir auf ein paar Afrikaner, die uns das Spiel Boa beibringen - ein fuer Malawi typisches Brettspiel mit Steinchen. Sie laden uns zum Trommeln am Strand ein und wir verabreden uns fuer 8 Uhr abends.
Spaeter am Tag beschliessen wir, zu der kleinen Insel zu schwimmen, die so ruhig und idyllisch im Wasser liegt und vom Strand aus ziemlich nah aussieht (siehe Foto). Unser Guide denkt, dass es ca. eine halbe Stunde dauert, dorthin zu schwimmen. Es sollte aber jemand mit einem Boot nebenher paddeln, weil es alleine zu gefaehrlich sei. Also fragen wir einen unserer Tourimaenner, der uns dann auch gerne begleitet. Was uns eher ein bisschen beunruhigt, ist das Geruecht, ein Krokodil habe sich in die Gegend verirrt und soll auch hier schon gesehen worden sein. Krokodile gibt es normalerweise nicht an dieser Stelle im See. Aber wir haben ja unseren Touri, zu dem wir im Notfall schnell ins Boot klettern koennen. Also machen wir uns auf den Weg. Nach 10min sind wir uns sicher, gleich da zu sein. Nach weiteren 10min sieht die Insel noch ein ganzes Stueck naeher aus, aber irgendwie kommen wir nicht so richtig vorwaerts. Entweder wir schwimmen auf der Stelle oder man kann die Entfernung einfach nicht einschaetzen... Nach ungefaehr 40min Schwimmen sind wir jedenfalls endlich da und klettern die Felsen hoch auf die Insel. Wir setzen uns in die Sonne und geniessen die Aussicht. ‘Was ist das denn?’, meint Joi auf einmal und deutet aufs Wasser. Irgendetwas ziemlich Grosses schwimmt ca. 100m von der Insel entfernt an der Wasseroberflaeche und taucht unter. Wenig spaeter taucht es an einer anderen Stelle wieder auf und gleich wieder unter. Es muss irgendein groesseres Tier sein. Die Sonne ist gerade dabei unterzugehen und reflektiert so stark auf dem Wasser, dass wir beim besten Willen nicht erkennen koennen, was es ist. Einige Einheimische sind auf kleinen Fischerbooten unterwegs und werfen ihre Netze aus. Wir rufen einem zu und fragen ihn, was das sein koennte, was wir gesehen haben. ‘Keine Ahnung’, meint er. Er habe es nicht gesehen. ‘Eigentlich gibt es hier keine groesseren Tiere im Wasser. Aber vielleicht ist es ein Otter.’ Die Otteridee beruhigt uns ein bisschen, aber trotzdem erscheint es uns jetzt als nicht mehr ganz so reizvoll, zurueck zu schwimmen. Wir beschliessen, erstmal die Insel zu erkunden, waehrend unser Touri damit beschaeftigt ist, nahe der Insel umher zu paddeln. Wir klettern ueber ein paar Steine am Wasser entlang und stossen auf zwei Afrikaner (ca. 16 und 21), die mit ihrer Luftmatraze hierher gepaddelt sind, um mit einer selbstgebastelten Angel Fische fuers Abendessen zu fangen. Wir klettern mit ihnen ein Stueck ueber die Felsen und sie zeigen uns die beste Stelle, um ins Wasser zu springen. Nachdem ich (Eva) ein paar Mal gesprungen bin, beschliessen wir, langsam mal den Rueckweg anzutreten, bevor es dunkel wird. Die beiden bieten uns an, mit ihnen auf der Luftmatraze zurueckzupaddeln. Was uns ein bisschen beunruhigt ist, dass beide nicht schwimmen koennen. Und angesichts dessen der Zustand der Luftmatraze, die lieblos ueber die Steine gehievt und gezerrt wurde. Wir betrachten sie skeptisch und fragen uns, ob sie wohl den Weg zum Strand ueberleben wird. Aber da der Otter im Wasser den Geruechten zufolge auch genauso gut ein Krokodil sein koennte, entscheiden wir uns lieber fuer die trockene Variante mit der abgeranzten Luftmatraze und sagen unserem Touri Bescheid.
Der Rueckweg gestaltet sich erstmal als ziemlich unproduktiv. Die beiden haben zwar sogar ein Paddel dabei, aber irgendwie kommen wir nicht so richtig voran. Irgendwann nach einer halben Stunde, nachdem  wir ungefaehr bei der Haelfte der Strecke angekommen sind, beschliessen wir, das Steuer zu uebernehmen, um noch anzukommen, bevor die Sonne ganz hinter den Bergen verschwunden ist. Wir legen uns ans Ende der Matraze und paddeln mit den Beinen. Die beiden sind begeistert, wie schnell wir uns auf einmal in Richtung Strand bewegen. Wir verabschieden uns, springen ins Wasser und schwimmen den restlichen Weg, um noch rechtzeitig zum Abendessen am Truck zu sein. Fortsetzung folgt :)