Am naechsten Tag besuchen wir ein
nahegelegenes Kinderzentrum. Von den Touris wollen die meisten am Strand chillen, nur 4 andere kommen mit uns mit. Die
Kinder sind 2 bis 6 Jahre alt und koennen vormittags zum Singen, Tanzen und
Spielen hierher kommen. Ausserdem bekommen sie eine reichhaltige Mahlzeit, was
hier keine Selbstverstaendlichkeit ist. In der Trockenzeit bleibt nur Kasaver
als Nahrung uebrig, eine Wurzel, die zwar saettigt aber kaum Naehrstoffe
enthaelt. Unter den Kindern sind einige, die ihre Eltern verloren haben - das
Schicksal vieler Kinder in Malawi
aufgrund von HIV und Malaria. Auch eine Gruppe von 20 HIV-pos. Frauen trifft sich
hier jede Woche. Derzeit wird das Kinderzentrum von einer Australierin
geleitet, die hier mit ihrer Familie lebt. Ihre 12-jaehrige Tochter hat sich
bereits gestern den Arm gebrochen, kann aber erst morgen ins Krankenhaus in der
Hauptstadt gebracht werden. Es gibt auch ein Krankenhaus in der Naehe, dort
will die Frau ihre Tochter aber lieber nicht hinbringen. Yong Mi (Koreanerin
aus unserer Gruppe, die Krankenschwester ist) bastelt eine behelfsmaessige
Bandage aus Zeitschriften und Pappe. Wir spielen und tanzen lange mit den
Kindern. Alle wollen auf den Arm genommen werden oder unsere Hand halten.
Auf dem Rueckweg treffen wir auf ein paar
Afrikaner, die uns das Spiel Boa beibringen - ein fuer Malawi
typisches Brettspiel mit Steinchen. Sie laden uns zum Trommeln am Strand ein und wir verabreden uns fuer 8 Uhr abends.
Spaeter am Tag beschliessen wir, zu der
kleinen Insel zu schwimmen, die so ruhig und idyllisch im Wasser liegt und vom Strand aus ziemlich nah aussieht (siehe Foto). Unser
Guide denkt, dass es ca. eine halbe Stunde dauert, dorthin zu schwimmen. Es
sollte aber jemand mit einem Boot nebenher paddeln, weil es alleine zu
gefaehrlich sei. Also fragen wir einen unserer Tourimaenner, der uns dann auch
gerne begleitet. Was uns eher ein bisschen beunruhigt, ist das Geruecht, ein
Krokodil habe sich in die Gegend verirrt und soll auch hier schon gesehen
worden sein. Krokodile gibt es normalerweise nicht an dieser Stelle im See.
Aber wir haben ja unseren Touri, zu dem wir im Notfall schnell ins Boot klettern
koennen. Also machen wir uns auf den Weg. Nach 10min sind wir uns sicher,
gleich da zu sein. Nach weiteren 10min sieht die Insel noch ein ganzes Stueck
naeher aus, aber irgendwie kommen wir nicht so richtig vorwaerts. Entweder wir
schwimmen auf der Stelle oder man kann die Entfernung einfach nicht einschaetzen...
Nach ungefaehr 40min Schwimmen sind wir jedenfalls endlich da und klettern die
Felsen hoch auf die Insel. Wir setzen uns in die Sonne und geniessen die
Aussicht. ‘Was ist das denn?’, meint Joi auf einmal und deutet aufs Wasser. Irgendetwas
ziemlich Grosses schwimmt ca. 100m von der Insel entfernt an der
Wasseroberflaeche und taucht unter. Wenig spaeter taucht es an einer anderen
Stelle wieder auf und gleich wieder unter. Es muss irgendein groesseres Tier
sein. Die Sonne ist gerade dabei unterzugehen und reflektiert so stark auf dem
Wasser, dass wir beim besten Willen nicht erkennen koennen, was es ist. Einige Einheimische
sind auf kleinen Fischerbooten unterwegs und werfen ihre Netze aus. Wir rufen
einem zu und fragen ihn, was das sein koennte, was wir gesehen haben. ‘Keine
Ahnung’, meint er. Er habe es nicht gesehen. ‘Eigentlich gibt es hier keine
groesseren Tiere im Wasser. Aber vielleicht ist es ein Otter.’ Die Otteridee beruhigt
uns ein bisschen, aber trotzdem erscheint es uns jetzt als nicht mehr ganz so reizvoll,
zurueck zu schwimmen. Wir beschliessen, erstmal die Insel zu erkunden, waehrend
unser Touri damit beschaeftigt ist, nahe der Insel umher zu paddeln. Wir
klettern ueber ein paar Steine am Wasser entlang und stossen auf zwei Afrikaner
(ca. 16 und 21), die mit ihrer Luftmatraze hierher gepaddelt sind, um mit einer
selbstgebastelten Angel Fische fuers Abendessen zu fangen. Wir klettern mit
ihnen ein Stueck ueber die Felsen und sie zeigen uns die beste Stelle, um ins
Wasser zu springen. Nachdem ich (Eva) ein paar Mal gesprungen bin, beschliessen
wir, langsam mal den Rueckweg anzutreten, bevor es dunkel wird. Die beiden
bieten uns an, mit ihnen auf der Luftmatraze zurueckzupaddeln. Was uns ein
bisschen beunruhigt ist, dass beide nicht schwimmen koennen. Und angesichts
dessen der Zustand der Luftmatraze, die lieblos ueber die Steine gehievt und
gezerrt wurde. Wir betrachten sie skeptisch und fragen uns, ob sie wohl den Weg
zum Strand ueberleben wird. Aber da der Otter
im Wasser den Geruechten zufolge auch genauso gut ein Krokodil sein koennte,
entscheiden wir uns lieber fuer die trockene Variante mit der abgeranzten
Luftmatraze und sagen unserem Touri Bescheid.
Der Rueckweg gestaltet sich erstmal als ziemlich
unproduktiv. Die beiden haben zwar sogar ein Paddel dabei, aber irgendwie kommen
wir nicht so richtig voran. Irgendwann nach einer halben Stunde, nachdem wir ungefaehr bei der Haelfte der Strecke angekommen
sind, beschliessen wir, das Steuer zu uebernehmen, um noch anzukommen, bevor die
Sonne ganz hinter den Bergen
verschwunden ist. Wir legen uns ans Ende der Matraze und paddeln mit den Beinen.
Die beiden sind begeistert, wie schnell wir uns auf einmal in Richtung Strand bewegen.
Wir verabschieden uns, springen ins Wasser und schwimmen den restlichen Weg, um
noch rechtzeitig zum Abendessen am Truck zu sein. Fortsetzung folgt :)